Menü

Sie sind hier

Energienews 28. September 2022

Energiepreise – Keine Zeit für Entwarnung

Energiepreise – Weiterhin sehr volatil: Die Energiepreise in Deutschland und Europa. Energiepreise – Weiterhin sehr volatil: Die Energiepreise in Deutschland und Europa. Bild: © I LOVE ADVANTURE - stock.adobe.com

Für Industrie, Handwerk, Handel und Dienstleistung – kurz für das Gewerbe in Soest – bleibt der Blick auf die Energiemärkte mit zahlreichen Unbekannten versehen. Der Krieg dauert an, die Verunsicherung an den Märkten – ob bei Strom oder Erdgas – besteht fort.

 

Was kennzeichnet die Situation?

Portfoliomanager Henning Rathert von den Stadtwerken Soest hat – ebenso wie niemand derzeit in der Energiebranche – das eine Patentrezept. „Wenn es das gäbe, würden wir uns alle darauf stürzen und es sofort umsetzen“, macht er deutlich. Klar ist, die Preise, sowohl beim Erdgas als auch beim Strom, sind von zwei Phänomenen gekennzeichnet. Erstens: Sie sind hoch volatil – das heißt, sie sind schwankend, unbeständig, wechselhaft. Und sie sind zweitens bereits seit mehreren Monaten extrem hoch.

 

Was könnte den Markt beruhigen?

Extrem hoch bedeutet in ganzen Zahlen: Erdgas kostet Ende September rund das Achtfache verglichen zum Frühjahr des Vorjahres. Beim Strom sind die Preisanstiege vergleichbar, in den Peaks sogar noch deutlich höher als Faktor acht. In den Medien viel zu lesen, ist als eine angebliche Lösung des Problems der sogenannte „Gaspreis- oder Energiepreisdeckel“, wie er in anderen europäischen Ländern teilweise versucht wird. Auch Henning Rathert glaubt, eine Preisdeckelung würde die Kosten für die Verbraucher kalkulierbarer machen. Aber er sieht durchaus auch Probleme bei der konkreten Umsetzung.

 

Energiepreisdeckel – kein Allheilmittel

Eine Deckelung des Preises für Energie kann auf zwei Wegen erfolgen. Erstens, so versucht es derzeit unser Nachbar Frankreich, der Staat deckelt den Preis für die Verbraucher. Heißt konkret: Die Erzeuger erzielen ihren Marktpreis. Verbraucher zahlen das festgesetzte Limit. Die Differenz trägt die Allgemeinheit. Problem dabei: Die Kosten für den Staat sind sehr hoch und außerdem kaum prognostizierbar. Zweiter Weg: Der Staat deckelt den Preis beim Erzeuger. Das bedeutet einen Eingriff in den Markt, denn Erzeugern werden auf diesem Weg lediglich gewisse Gestehungskosten plus Gewinnmarge zugebilligt. Was darüber liegt und den Marktpreis abbildet, darf nicht erhoben werden. Der Staat verstaatlicht auf diese Weise einen Teil der Gewinne der Erzeuger. Problem hier: Die tatsächlichen Gestehungskosten jeder einzelnen Erzeugungseinheit (bis hin zum kleinsten Windrad) zu ermitteln und zu prüfen, ist administrativ eine anspruchsvolle Aufgabe. Außerdem könnte eine Klagewelle auf den Gesetzgeber zukommen, denn staatlich verordnete Energiepreise sind nicht die reine Lehre unserer Volkswirtschaft und des kapitalistischen Wirtschaftssystems.

 

Was können Geschäftskunden tun?

  1. Wer in Eigenerzeugung etwa über Photovoltaik investiert, macht sich unabhängiger vom Markt. Denn was er selbst erzeugt, muss er nicht einkaufen.
  2. Einsparen, wo immer es möglich ist, lautet außerdem das Gebot der Stunde. Aber klar: Wer produziert, braucht Energie.
  3. Zukäufe etwa am Spotmarkt genau planen und mit den Fachleuten bei den Stadtwerken Soest besprechen. Aber hier gilt auch: Ähnlich wie bei Aktien kann niemand mit Gewissheit sagen, ob sie steigen oder fallen. Ein Restrisiko bleibt hier immer.

 

Wichtig bei all dem bleibt auch: Stadtwerke wie das in Soest sind in der Regel keine Energieerzeuger, sondern Energieverteiler. Das heißt, sie leiden unter den derzeitigen Marktkapriolen genauso wie die Kundinnen und Kunden. Stadtwerke machen die Preise nicht, sondern müssen sie ebenso bezahlen wie alle anderen. Die Vorstellung, Stadtwerke - wie das in Soest - profitierten von der derzeitigen Preisentwicklung an den Energiemärkten, ist schlichtweg falsch. Im Gegenteil: Auch für Stadtwerke ist die derzeitige Situation an den Energiemärkten schwierig.

 

Die Bundesnetzagentur hat Ende September die „Sicherheitsplattform Gas“ (SPG) vorgestellt, die im Fall einer Gasmangellage bzw. beim Ausrufen einer Notfallstufe als Steuerungsinstrument dienen soll. Darin heißt es, die von der BNetzA angefragten 2.500 größten Letztverbraucher in Deutschland, die über mehr als 10 MWh/h Anschlussleistung verfügen, müssen sich bis Ende Oktober neu registrieren und ihre individuelle Datenerhebung auf der Sicherheitsplattform überprüfen bzw. ergänzen.

 

Weitere Informationen

Informationen zum Thema Energiepreise gibt es auch unter: www.stadtwerke-soest.de

 

Ihr Ansprechpartner:

Henning Rathert, Portfolio- und Bilanzkreismanagement

Telefon 02921 392-245

E-Mail: h.rathert@stadtwerke-soest.de